Perspektiven N°2: Erinnern und Verantwortung


Zum Gedenken an den Porajmos und die Bedrohung des Denkmals für ermordete Sinti und Roma in Europa

Unser Denkmal darf nicht angefasst werden. Es ist das einzige, was wir haben. Wer das Denkmal anfasst, tötet unsere Menschen ein zweites Mal.

Zilli Schmidt, geb. 1924, Überlebende des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau

Rund 500.000 Rom*nja und Sinti*zze wurden während des Holocaust ermordet. Sie wurden Opfer einer rassistischen Verfolgungspolitik deutscher und österreichischer Nationalsozialisten und ihrer faschistischen Verbündeten. 

Rom*nja und Sinti*zze wurden in Vernichtungslagern getötet und fielen in Konzentrationslagern Gewalt, Hunger und Krankheiten zum Opfer. Sie wurden deportiert und ausgebeutet, auf Bauernhöfen, auf Baustellen und in der Industrie. 

Allein am 2. August 1944 wurden 4.300 Rom*nja und Sinti*zze in den Gaskammern von Auschwitz ermordet. Sie wurden aus einem einzigen Grund verfolgt und ermordet: Sie wurden als minderwertig betrachtet.

Rom*nja und Sinti*zze nennen diesen Genozid „Porajmos“, was „Verschlingung“ oder „Zerstörung“ auf Romanes bedeutet. 

Der „Porajmos“ wurde erst viele Jahrzehnte nach Ende der Shoah als Genozid anerkannt. Das Europäische Parlament erklärte 2015 den 2. August zum europäischen Holocaust-Gedenktag für die Rom*nja und Sinti*zze. Dennoch kommt diesem Völkermord heute immer noch wenig Beachtung zu. 

Heute müssen Rom*nja und Sinti*zze Angst um das Mahnmal im Berliner Tiergarten, das an ihre ermordeten Angehörigen erinnert. Die Deutsche Bahn plant Strecken für eine neue S-Bahn-Linie, die das Denkmal berührt und eine direkte Untertunnelung des Gedenkortes vorsieht. 

Welchen Platz nimmt der Porajmos in der deutschen Erinnerungspolitik ein? Wie nehmen Rom*nja und Sinti*zze die unsensible Vorgehensweise der Deutschen Bahn des Berliner Senats wahr?

Mit: Hajdi Barz (RomaniPhen), Christoph Leucht (Hildegard Lagrenne Stiftung), N.N. (Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz)

Moderation: Julia Hoffmann (freie Journalistin)

Am: 22. Juli 2022, 18:00, Ort: about:blank